Wenn sie von ihrer Arbeit spricht, dann leuchten ihre Augen. Alicia Enterman spricht wie ein Wasserfall. „Ich liebe meinen Job“, sagt die 33-Jährige.
„Ich habe mich schon immer für den Bibliotheks- und Archivbereich interessiert, auch Geschichte fesselt mich“, erzählt die Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste/Fachbereich Archiv. „Dass ich hier beim Rhein-Sieg-Kreis genau diese Ausbildung machen konnte, war ein großes Glück.“
Im Archiv des Rhein-Sieg-Kreises lagern Akten, die bis ins Jahr 1816 zurückgehen. Insgesamt sind es unglaubliche 180.000 Kisten – oder, wie im Archivwesen üblich – 20 laufende Kilometer! Alicia Enterman macht diese Akten unter anderem für die Öffentlichkeit zugänglich.
Meldet sich jemand beim Kreisarchiv und fragt nach Informationen zu einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Person, dann legt sie los: „Ich schaue in unserem System, ob wir passendes Material haben.“
Ein bisschen Sherlock Holmes steckt auch in ihr
Häufig melden sich Menschen, die Familienforschung betreiben. In einem Fall meldete sich ein Mann aus England, dessen Großvater in den 50er Jahren Vizelandrat des Kreises war. „Er hatte den Kontakt zu seiner Familie verloren und war auf der Suche nach Anhaltspunkten“, erinnert sich die 33-Jährige. „Solche Recherchen, bei denen es um persönliche Geschichten geht, liebe ich. Bei meiner Arbeit begegne ich Lebenswegen, oft auch Schicksalen.“
Sie erinnert sich auch an eine Postkarte mit einem Motiv aus Siegburg vom 1.8.1914. Dem Tag, als der erste Weltkrieg ausbrach. Darauf fragte sich eine Schreiberin „ob uns wohl das Schlimmste erspart bleibt?“. „Solche Dokumente“, sagt Alicia Enterman, „machen Geschichte lebendig.“
Nicht immer sei ihre Arbeit so spannend, sagt die Archiv-Mitarbeiterin. „Aber ich mag es einfach, von diesen ganzen Dokumenten umgeben zu sein und sie so aufzuarbeiten, dass wir sie den Menschen zur Verfügung stellen können.“
USA mit dem Rhein-Sieg-Kreis getauscht
Ursprünglich stammt Alicia Enterman aus South Dakota in den Vereinigten Staaten. 2016 kam sie der Liebe wegen nach Deutschland. Das Leben in Deutschland findet die inzwischen verheiratete US-Amerikanerin in vielen Bereichen besser, als in den USA: Das Gesundheitssystem und auch den ÖPNV nennt sie beispielsweise. Langfristig strebt sie die deutsche Staatsbürgerschaft an – zusätzlich zur amerikanischen. Angekommen in ihrer neuen Heimat ist sie längst.
